Wieder aus
meinem Urlaub zurück, wurde mir mitgeteilt, dass Teile der Formation
"Farbenfroh" mit Peter Riesenhuber am Schlagzeug und Backseam-Mitgliedern, ein
weiteres Charity-Projekt planen. Astrid, Marlenes langjährige Freundin und
Betreiberin (?) des Reitstalles Farthof (oder zumindest wichtig für
diesen) nahe Obergrafendorf, bräuchte Promotion dafür. Astrid lernten
wir ja schon bei unserem Gig in Reingers kennen und schätzen, also war's
für uns eigentlich selbstverständlich, dass wir da gerne was tun
wollen.
Die Setliste vom Ruster Konzert konnte übernommen werden
wie sie war und es blieben drei Probenabende, um mir die Unterschiede zum
Backseam-Repertoire einzuprägen. Eigentlich waren es nur ein paar Songs,
die wir halt bisher nicht im Programm hatten. - Die letzte Probe am Donnerstag,
also zwei Tage vorm Auftritt, verlief zwar insgesamt sehr zufriedenstellend,
was alle meine Mitspieler betraf, ich "patzte" aber ausgerechnet bei
Stücken, die ich schon seit Jahrzehnten spiele. Ein derzeit
persönliches Tief machte sich auch beim Spielen breit. Nach der Probe
wurde zusammengepackt, was wir für's Konzert benötigen und in die
Autos gehievt.
Ritchie lud für Samstag alle, besonders aber die
nicht der Sankt Pöltner Umgebung Ortskundigen, ins "Palais Novy" in
Böheimkirchen zum Nachmittagskaffee ein - danke an die Hausfrau und ihn,
um von dort dann den Konvoi, an den Ort des Geschehens zu leiten. Die Fahrt
dorthin war hinderlich geprägt, von den ersten Boten des nächsten
Winters. Im kilometerlangen, nun auch schon monatelangen Baustellenbereich auf
der Westautobahn, war partiell so richtig wässriger Schneegatsch auf der
Fahrbahn.
Bei Manuela und Richard, die ja erst im Frühjahr von
Wien nach Böheimkirchen emigriert sind, war es sehr gemütlich.
Günther war bereits vor mir eingetroffen, ein wenig später kamen dann
Haus-und-Hof-Fotograf, Hard-Core-Fan und Mäzen BT Newton und Claudia,
ebenfalls Fotografin und treuer Fan (...treue Fanin??) zum
Kaffeekränzchen. Ich denke, wir hätten's bei den Novy´s bei
Small- und Longtalk, bis tief in die Nacht gerne "ausgehalten", aber es wurde
dann doch Zeit zum Aufbruch. Auf der Strecke zum Farthof stieß noch Peter
R. zu uns. Jammerschade, dass es schon finster war, denn dieser Gutshof ist ein
ganz tolles Ambiente.
Die "Party" und damit unser Auftrittsort war in
einem langgestreckten Gewölbekeller vorgesehen, der Eingangsbereich wurde
von einer Partyzeltkostruktion geschützt und das war gut so. Das kaltnasse
Wetter hatte den Boden davor schon sehr aufgeweicht und die "Reiter" hatten
Säge/Hobelspäne zur Kompensation auf den Weg gestreut. Wir brachten
unser Equipment einigermaßen trocken in Stellung, auf einer
Schaltafel-Konstruktion-Bühne, die fallweise dort als Tanzfläche
fungierte. Jedes Mal hin- und hergehen, brachte an den Schuhen neue Portionen
einer Melange, aus aufgeweichtem Erdreich und Sägespänen mit in
unseren Aktionsbereich. Jetzt fiel mir erst auf, dass ich meine Garderobe
für diesen Event zwar überlegt, entschieden und zuhause hergerichtet,
aber dann auch dort vergessen hab. - Siehe oben, ein persönliches Tief und
seine geistigen Folgen!
Reini, der die Expedition im Alleingang vorzog,
traf dann wie vereinbart auch mit seiner Ausrüstung ein und
"erkämpfte" sich seinen Platz auf dieser schmalen Bühne, die
erforderte, dass wir recht knapp zusammen rücken mußten.
Der
gemeinsame Soundcheck erfolgte gegen 21 Uhr. Richard mit seinem Funkmikrophon,
kann das ja bestens aus der Zuhörerperspektive lenken. Martin Hiltmann,
Meister des Lichts, daher auch erster Scheinwerferaufbauer und Chefbeleuchter,
ist auch noch ein exzellenter Ratgeber bei der akustischen Abstimmung. Das
Setup war wie in den Sechzigern, aber da können sich ja nur Reini und ich
dran erinnern. Ohne Mikro-Abnahme der Instrumentalverstärker für die
Gesamt-Tonanlage (PA), muss der Bühnensound so abgestimmt sein, dass sich
eben vor der Bühne ein möglichst guter Mix ergibt. Das
Hörerlebnis auf der Bühne ist solcherart meist ein recht fauler
Kompromiss.
All Right (Now) - Nach Stärkung am Buffet, rockten wir
bald nach 22 Uhr los. Ich schaffte es nicht, mich ausschließlich auf die
Sache zu konzentrieren und spielte an diesem Abend "einen rechten Sch...
zusammen". Mir ging's wie einem Schauspieler auf der Bühne, dem der Text
abhanden gekommen ist. - Aber halt ohne Souffleur! Paradoxerweise wie bei der
letzten Probe schon, genau bei meinen alten Lieblingsnummern. Mir
"verhungerten" die Töne bei den Intros und ab und zu auch bei den Soli.
Bei "Piece Of My Heart" schmiss ich sogar den gesamten Ablauf. Es ist
Günther und Reinhard zu verdanken, dass das alles kein Fiasko wurde, die
waren immer wieder gut einen brauchbaren Ausweg zu finden. Die Zuhörer,
welche sich als Traube rund um die Bar im hintesten Teil der
Räumlichkeiten scharten, bekamen so ein Ergebnis, von dem sie den Eindruck
haben mußten, dass das eben u n s e r e Version des Songs ist.
Erst ab der dritten Nummer des zweiten Sets kam ich ins rollen. Da
schien dann das Bier zu wirken welches ich in der Pause zu mir nahm. -
Hätt ich früher tun sollen, aber wer kann das wissen?
Üblicherweise kann ich im Unterschied zu vielen - auch prominenten -
Musikern, nach Alkoholgenuß nicht spielen. Selbst wenn es sich um sehr
bescheidene Mengen handelt. Vorher habe ich zwar noch das Intro von "Hey Joe"
vermurkst, das Solo gelang mir dann aber schon astrein. Beobachter und -Innen
wollten dann auch einen aufkommenden Bewegungsdrang meinerseits verzeichnet
haben. Sie gaben übereinstimmend an, dass Günthers Kopf, vom Hals
meiner Gitarre - besonders bei "Sympathy For The Devil"- mehrmals
gefährdet war und es nur seiner jugendlichen Reaktionsschnelligkeit zu
verdanken ist, dass er unverletzt blieb.
Das Publikum, eigentlich alles
Freunde der Lokalmatadore Marlene und Peter, taute ebenfalls auf. - Spät,
aber doch! - Nicht dass sie vorher mit dem Applaus gespart hätten, aber
sie schienen, wie an der Theke angekettet, die Bewegungen als
körperzuführend identifizierbar. Nun aber stampften, bangten, sangen,
shakten viele mit und bei den Zugabenummern wurde auch auf den Tischen getanzt.
Mit der "viel zu selten, selten" gehörten Nummer "Smoke On The Water",
beendeten wir unter großem Beifall unser Konzert.
Beim für
Musiker lästigsten Teil eines solchen Events, dem Aufräumen und
Verladen des ganzen Glumperts, stellten wir fest, wie viel nassen Erdboden von
draußen, wir eigentlich an den Schuhen leider nur sehr temporär
haftend, auf die Bühne transportiert hatten. Glücklicherweise war der
schon durchgetrocknet und konnte großteils
abgeschüttelt/abgeblasen/weggewischt werden, dennoch wird noch ein
Putznachspiel erforderlich sein.
Von Gastgeberin Astrid erfuhren wir,
dass der Titel dieses Events in den letzten Tagen davor, zur Abschiedsparty
mutierte. Die Liegenschaft wird verkauft. Die durch gemeinsame Jahre
zusammengeschweißte Clique der jungen Pferdefreunde wird dadurch
gesprengt. In einer kurzen Ansprache erläuterte sie ihren Gästen und
Freunden diesen bedauerlichen Sachverhalt.
Das Ende einer langen
Beziehung. Ein Schlußstrich unter die, im Laufe der Zeit durch gemeinsame
Leidenschaft gewachsene Sache. Ein Schmerz bis in den tiefsten Winkel der
Seele!
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20.10.2007 Reitsportverein Farthof Ebersdorf 16 3200
Obergrafendorf

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