Erfolgreicher Blindflug - ohne Autopilot, ohne Navi !
Zur
Situation mit und über Karl Szalay, von Richard ohnehin ausreichend schon
im Vorfeld beschrieben, beschränke ich mich jetzt einfach auf die
Ausschreibe (das ist das Pendant zu "Aussage"), dass wir uns auf den Event in
Ernstbrunn, nach den wenigen gemeinsamen Proben wirklich irrsinnig freuten. -
Ist doch Karl einer, der bereits mit ganz Großen dieser Welt diverse
Bühnen teilte.
Mit dem Auto, wie üblich angeladen bis zum
"Stehleistl", staute ich mich erst einmal über unsere Stadtautobahnen.
Eine sehr großräumige Umleitung auf der B 6 behinderte das
Vorankommen abermals sehr, außerdem war scheinbar gerade
Traktor-Rush-Hour. In Ernstbrunn war der "Laumannpark" mit der dort
befindlichen "Volkshalle" leicht zu finden. Ritchie, Karl und Günther
hatten Schlagzeug, Licht- und PA-Tonanlage schon aufgestellt. "BT Newton",
Martin Hiltmann war auch da und wieder voll der Hilfe. Jetzt kamen meine
Kisteln auf die überdachte Bühne, vor der eine Tanzfläche
aufgebaut war. Vor dem Volkshallenbau machte sich schon die Gastronomie in Form
von Budeln, Partyzelten und Standeln breit. Im Erdgeschoß der Halle wurde
uns ein Raum als Garderobe zur Verfügung gestellt, die eigentliche
Veranstaltungshalle ist im ersten Stock und musste von mir auch besichtigt
werden. Fein, fein!! Wie schon in einer früheren Gig-Retrospektive
berichtet, hat meine Heimatgemeinde keine Veranstaltungshalle, schon gar nicht
eine so schöne wie Ernstbrunn. - Alle Achtung! - Aber wir waren ja diesen
Abend für ein Open-Air-Konzert gebucht. Reini traf als nächster am
Ort des Geschehens ein und brachte den Rest des noch ausständigen
Equipments. Langsam wurde es wieder recht voll auf der Bühne.
Etwas träger als die letzten Male wurde alles verkabelt und
durchelektrifiziert, einem Soundcheck stand nun nichts mehr im Weg. - Irrtum! -
Mein Gitarrenverstärker weigerte sich strikt einen Ton von sich zugeben,
nicht einmal ein Einschaltgeräusch war ihm zu entlocken. Wahrscheinlich
hab' ich ziemlich blöd dreing'schaut, aus Rücksicht auf mein
emotionales Innenleben, haben meine Bandmitglieder das aber nicht kommentiert.
Mir fiel ein, dass Marlene einmal erzählte, sie besitze auch einen
Marshall-Gitarrenverstärker. Die Riesenhubers waren ja noch am Weg und so
rief ich sie an. Peter entschied nach meiner Schilderung der Lage auch sofort:
"Wir drehen um!"
Der Soundcheck fand also ohne mein Zutun statt. Ich
erlebte ihn als Zuhörer, im Park flanierend. Dieser ist mit seinem
Baumbestand recht gemütlich und eine große Anzahl Heurigentische und
-bänke waren im Grün verteilt. Danach enterte Martin Hiltmann,
bewaffnet mit Doppelleiter die Bühne und brachte die Scheinwerfer der
Lichtanlage in Stellung. Er entschied mit seinem künstlerischem
Verständnis gekonnt darüber, wer an diesem Abend, von welcher
Lichterfarbe gegrillt wurde.
In der Zwischenzeit wurde das
Instrumentarium der Vorband "STAY LOUD" auf der Tanzfläche aufgebaut und
ich erhielt auch von dieser Seite umgehend das Angebot, ihren Verstärker
nach ihrem Auftritt benützen zu dürfen. - Es ist schön, solche
kollegialen Leute kennen zu lernen zu dürfen!
Marlene und Peter
trafen ein, die Umkehr-Aktion hatte sie eine Stunde gekostet, der
Verstärker war mit an Bord und.....entpuppte sich als
Akustikgitarrenverstärker und damit für unsere Zwecke nicht als das
richtige. - Trotzdem an dieser Stelle nochmals ein ganz großes
Dankeschön, für Bereitschaft, Einsatz und Aufwand.
Der Park
füllte sich nun zusehends mit Gästen und...freu, freu!!! - Eine
Anzahl älterer und neuerer Fans war dabei. Sogar Damen- und Herrschaften,
die uns erst kürzlich in Böheimkirchen die Ehre gegeben haben, auch
Arbeitskollegen, der Gitarrist der Band "T.R.A.I.N.S." welche am 4. August in
Wien ihren nächsten Auftritt haben und Mitglieder der Band "HOT CURRY",
deren Vermittlung dazu geführt hat, dass wir nach Ernstbrunn eingeladen
wurden. - Da wächst das Ego und die G'schicht mit meinem maroden
Verstärker, beschäftigte mich vorerst nicht mehr.
Mit
Verspätung, die durchaus als weltstartauglich durchgeht, begannen die
Girls & Boys von "STAY LOUD" ihren Auftritt. Die jungen Leute, alle mit
Potential, konnten aus Altersgründen noch gar nicht viel Auftrittspraxis
haben, spielten sich aber durch ein knapp einstündiges Set mit bekannten
Nummern und brachten unter anderem ein überzeugendes "Mercedes Benz" dar.
- Janis hat sicher zufrieden von ihrer Wolke auf den Laumann-Park herunter
gelächelt. Klar, dass die Band zu einer Zugabe "hinapplaudiert" wurde und
diesem Publikumswunsch auch nachkam.
Jetzt war's an der Zeit, den
angebotenen Gitarrenverstärker in unser Set einzubauen, das Publikum um
Verständnis für diese Umbauaktion mit ganz kurzem Soundcheck zu
bitten und dann loszulegen. Der geborgte "Brüllwürfel" reagierte auf
unser dann weniger "brav" gehaltenes Agieren etwas gequält. Er piff im
wahrsten Sinne des Wortes und das in schrillsten Tönen, aus dem letzten
Loch. Mit etwas mehr Zeit zur Verfügung, hätt' ich ihm die
Rückkopplungen schon austreiben können, durch Rücknahme der
Lautstärke auf der Bühne und dem Ausgleich über die PA. Letztere
war aber seit dem nachmittäglichen Soundcheck ohne mich, gut abgestimmt
auf alles andere. So war ich neben meiner eigentlichen
Gitarristentätigkeit auch voll damit beschäftigt, Nebengeräusche
durch irgendwelche Schaltmanöver hintan zu halten. Das artete
streckenweise in Arbeit aus! Heiß war's natürlich auch durch die
Scheinwerfer.
Wir wurden diesmal zusätzlich von Björn
unterstützt, der zu den Santana-Nummern auf den Congas für
Latino-Sound sorgte. Es machte großen Spaß, Karl "dirigierte" uns
souverän mit dem Schlagzeug, sodass wir immer schön "beisammen"
blieben. Er war oft der einzige den wir alle hören konnten. Mit dem
gegenseitigen Hören gab's bisweilen doch Schwierigkeiten, das
Bühnenmonitoring ist eine Wissenschaft, wo wir noch Bildungsbedarf haben.
Beim Pausen-Smalltalk erfuhren wir, dass der Sound vor der Bühne
gut ist. Musiker unter den Besuchern hatten natürlich meinen
schweißtreibenden Kampf gegen die Nebengeräusche mitgekriegt, ich
war wirklich außen "waschelnaß" und innen ausgetrocknet. Zehn
Minuten vor Mitternacht starteten wir unser zweites Set - berufstätige
Leute meines Alters sollten da schon eher ans Schlafengehen denken, zumal mein
Tag ja schon um fünf Uhr morgens begonnen hatte. Ritchie zeigte auch schon
Gebrauchsspuren und musste zur Therapie einmal ein paar Liegestütze auf
einer Transportpalette hinter der Bühne machen, um seinen verkrampften
Rücken nochmals zu lösen. Animiert durch etliche Ohrwürmer,
bekamen einige Leute jetzt erst Bewegungsdrang, dem sie auf der Tanzfläche
freien Lauf ließen.
Allen voran die beiden weiblichen Mitglieder
von "STAY LOUD", die dann nach unserer letzten Nummer ihrem Bandnahmen alle
Ehre machten, in der Form dass sie nach einer Zugabe riefen. - Die bekamen sie
auch noch in Form von "What's Up" und "Born To Be Wild". Sie hätten recht
gern noch mehr gehabt und versuchten mit mir darüber zu verhandeln. Ich
hätt' ihnen ob ihrer Begeisterung durchaus noch ein "Albatross" als
Betthupferl gespielt, aber der Rest der Band hatte sich entweder zerstreut,
oder die fleißigeren unter ihnen waren bereits damit beschäftigt den
Abbau der Anlage einzuleiten. - Es war immerhin auch schon viertel zwei.
Wir waren alle hundemüde und redlich abgekämpft. Der Abbau
des Equipments ist die finstere Seite des Musikerdaseins, das wird jeder von
jeder Band bestätigen. Das geneigte Publikum verliert sich zu diesem
Zeitpunkt, selber würde man jetzt viel lieber einmal verschnaufen oder
auch verschwinden, aber da ist jetzt der Mehrfronten-Kampf gegen die dreckigen
Kabel, auf die man den ganzen Abend herumgetreten hat und die nun doppelt so
schwer erscheinenden Boxen, welche wieder ins Auto müssen. Marlene, Peter
und Martin sind da immer so engagiert bei der Sache, dass es ihnen nicht genug
gedankt werden kann. Irgendwann waren wir fertig, ich war schon zu schwach um
noch auf die Uhr zu sehen. Nach ganz kurzem Beisammensitzen gemeinsam mit
Christoph Glasl der uns nach Ernstbrunn engagierte, war dann allgemeiner
Aufbruch.
Männer verfahren sich nicht im Straßenverkehr!
Sollte das doch einmal vorkommen dann wird's verschwiegen und wenn's jemand
mitgekriegt hat, gibt man so etwas natürlich nicht zu. Ich bin in dieser
sternenlosen Nacht n i c h t irgendwo, aber so was von ganz ultrafalsch
abgebogen und hab mich nach längerer Fahrt durch unbekannte Ortschaften
auch n i c h t plötzlich überrascht in Mistelbach (!) wiedergefunden.
Daher musste ich auch nicht, über die mir von früher her gut bekannte
B7 in Richtung Wien. - Die wär' nämlich eh' eine einzige Baustelle,
mit gesperrten Fahrspuren, Geschwindigkeitsbeschränkungen,
Überholverboten und voll mit Fernlastern gewesen.
Gut, dass das
alles nicht war, da hätt ich nämlich zwei Stunden gebraucht
heimzukommen und wär erst im Morgengrauen, um halb fünf, aber
dafür dreivierteltot ins Bett geklettert. - Sonst wär' ich
nämlich um halb acht Uhr morgens nicht ausgeschlafen gewesen, um mich bald
darauf dran machen zu können, angesichts des bevorstehenden Gigs bereits
nächsten Freitag in Leopoldsdorf / Waldviertel und der deswegen dringend
notwendigen Reparatur des Gitarrenverstärkers, herum zu telefonieren.
Dieser ist nun bereits in der Fachwerkstatt, die versucht ihn wieder zu
beleben.
Zurück zur
Übersicht
|

Zurück zur
Übersicht
Download
 Plakat |