Übersiedlung, aber schnell! Unser neuer Proberaum im 10.
Bezirk, den wir nach unserem letzten Auftritt in Reingers, hektischer als
geplant "auf die Beine stellen mussten", wurde zur Backseam-Probe vor zehn
Tagen erstmalig eingeräumt und nach der zweiten auch schon wieder geleert.
Autobahn, aber Baustelle! Böheimkirchen-Downtown,
Treffpunkt "KIWI", um 15 Uhr, war ausgemacht. Richard, unser "Neo-G'scherter",
drückte uns wieder einen sehr frühen Termin auf's Aug'. - Aber einen
Vorwegweiser auf der Westautobahn hat er bei der ASFINAG nicht erwirkt. Eine
endlos lange Baustelle, mit schier nie endender 80er-Beschränkung und der
mangelnden Beschilderung verdanke ich, dass ich nach dem Überholen eines
Sattelzuges merkte, da wär's jetzt in einer engen Kurve eigentlich
rausgegangen. So hab' ich dann etwas von der Gegend zwischen St.Pölten-Ost
und der Böheimkirchner Westeinfahrt kennengelernt.
Alle da,
aber krank! Eine Viertelstunde zu "spät" - also n u r mehr
fünf Stunden und 45 Minuten(!) bis zum Gig - und Reini fehlte auch noch.
Die bereits anwesenden hatten trotz ungünstiger Parkmöglichkeit
direkt vor'm Haus ihre Autos schon entleert und ihr Zeug bereits in das "MEX"
geschafft. Sie rissen mir mein Equipment förmlich aus der Hand und bis ich
mein Auto fünfzig Meter weiter eingeparkt hatte und wieder vor Ort war,
fand ich alles schon drinnen. Da erfuhr ich, dass Reini noch auf der Strecke
war, weil er wegen einer Sehnenscheidenentzündung im linken Arm, nach dem
Einräumen seines Autos Probleme bekam und daheim noch einen Arzt
aufsuchte, der ihn fitspritzte. Günther war heiß, aber leider in
Form einer fiebrigen Sommergrippe, Ritchie laborierte an ähnlichem und ich
hatte eine infektiöse Bindehautentzündung, die zwar seit einigen
Tagen schon behandelt wird, aber immer noch recht lästig war. Den sozialen
Kontakt speziell zur Damenwelt, musste ich so auf ein Minimum einschränken
und dabei maximal fernbleiben.
Klein, aber fein! Geruhsam
ging der gesamte Aufbau vor sich. Auf eine Abnahme der Gitarrenverstärker,
konnte diesmal getrost verzichtet werden. Irgendwann hat alles seinen Platz
gekriegt, war unter Strom und die ersten Geräusche krächzten aus den
Lautsprechern. Dank Ritchie Frontmans Regie, wurden diese auch wieder bald
zueinander abgestimmt und es nahm kontrollierte Formen an. Da und dort noch ein
bißchen an den Reglern gedreht und das Ergebnis versprach, für den
Abend ganz gut zu werden.
Schnitzel, aber groß!
Richard hatte in den letzten Wochen schon viel Propaganda um's KIWI's
Küche gemacht. Im Gastgarten wurde uns eine lange Tafel zusammengestellt
und die "Familie" saß gemütlichst dort beisammen. Beim Anblick der
servierten Portionen staunten wir nicht schlecht, die eine oder der andere
konnten's einfach nicht bewältigen. Unser Kreis wurde während des
Essens auch noch immer größer, Freunde und Verwandte trudelten ein
und gesellten sich zu unserer Runde. Auch ohne Konzert wäre das ein netter
Abend geworden. - Übrigens ich hab' aufgegessen!
Rock, aber
roll! Wir hatten beschlossen, die Setliste von Reingers nochmals zu
verwenden und legten mit der fast obligaten Verzögerung von einigen
Minuten los. Ich hatte selber das Gefühl, dass ich beim Opener noch etwas
unrund lief, mein Gitarrensolo kam nicht so, wie ich's mir ausgemalt hatte.
Aber danach konnte ich dieses Gefühl auch über Bord hauen, die Band
war gut drauf - ich war gut drauf, es gelangen mir einige "Problembendings" von
denen ich den anderen Backseam-Mitgliedern noch nie etwas erzählte, die
aber für mich so eine Art persönlicher Stimmungsindikator sind.
Natürlich hab' ich mich auch da und dort verspielt, den Grund dafür
sah ich vorwiegend in meinem getrübten Blick auf's Griffbrett meiner
Gitarren. - Die Augenentzündung war schon etwas hinderlich und heiß
war's auf der Bühne, aber das konnte meinem Drang aufzugeigen, gestern
keinen Abruch tun.
Einerseits war ich froh über die Pause, um den
Durst wieder in den Griff zu bekommen. Andererseits wollte ich spielen,
spielen, spielen! Bei vergangenen Auftritten konnten wir in der zweiten
Halbzeit immer noch etwas zulegen und da war ich scharf drauf. Es hat einfach
gestimmt für mich - naajoo... meine Gitarre nicht immer - Die Töne
hab' ich bei den Bluesnummern in Höhen gezooogen wie bisher noch nie, die
Saiten waren hinterher ein ganzes Stück länger, sodass sich die
"Bluenote" auch ergeben hat, wo's gar nicht angebracht war. Das geneigte
Publikum hat darüber hinweggehört und viel Beifall gespendet.
Günthers Soli sind eh' jedes Mal eine Ohrenweide. - Wie er seine
Sounds zaubert, find ich jedes Mal faszinierend. Die Anwesenheit "seiner"
Manuela, dürfe ihn aber zusätzlich beflügelt haben. Diesmal
konnte ich mich auch an Reinis Bassspiel wieder recht ergötzen. - Er hatte
sein Full-Stack (zwei Boxen unter seinem Eden-Verstärker) mit und das
bringt's!!! Das liefert ein Fundament welches sich gewaschen hat und seine
Soloausritte sind schlicht der Waunsinn!!!
Peter hat, obwohl
Profimusiker, nach so kurzer Zeit der Bandzugehörigkeit vielleicht in
seinem Innersten noch das Gefühl der "Neue" zu sein, aber gestern kriegten
wir gezeigt, wo der Bartel den Most holt. Sapperlot - der Mann trommelt
für zwei!
Durch den Umstand, dass wir auf Grund unserer unruhigen
Geschichte in den letzten Monaten, nach wie vor nur ein unverändert
kleines Repertoire für unsere Marlene parat haben, ist sie ein wenig das
"Stiefkind". Es gäbe eine ganze Reihe Songs, die geeignet wären, ihr
Potential besser auszuschöpfen und sie in das ihr gebührende Licht zu
stellen. - Nach dem Sommer müssen wir vordringlich daran arbeiten.
Das meinte auch Richard, ausgepowert nach über drei Stunden
Konzert. Der hat sich vor Gattin und neuem Heimpublikum auch ordentlich
verausgabt und die Seele aus dem Leib gesungen, sowie den Latinonummern, mit
den Bongos wieder den rechten Charakter verliehen. - Dabei hätt' er sich
öfter zwischendurch erholen können, aber in seinem Tatendrang, seiner
Hingabe und Begeisterung versuchte er da und dort (auch "erfolgreich") nicht zu
viel Licht auf die Gitarristen fallen zu lassen und rationalisierte ein
Gitarrensolo einfach weg, wahrscheinlich um die Gunst des Publikums nicht zu
sehr von seinen Gesangsdarbietungen abzulenken. ;-))
Ende, aber gut!
Dafür fühlte er sich am Schluß nach allen Zugaben und
seinen eigenen Angaben, wie "umg'fallen und ausg'ronnen"! - Tjoo.....soo kann
man keine After-Show-Party mehr angehen. Er schickte sich daher auch schnell
daran abzubauen, was in mir wieder schlechtes Gewissen hervorrief. Ich
hätt' nämlich zwei sympatische Gesprächspartnerinnen gefunden.
Also etwas hin und hergerissen dadurch und daher etwas langsam von
Entschluß, versäumte ich einen Großteil der Demontage, bei der
sich Lene, ihr Mann Peter und auch wieder BT Newton (http://hiltmann.at/backseam.htm) sehr verdient machten.
Also ging ich ans noch verbliebene Zeug, war eh' in der Hauptsache nur
mehr mein Gitarristen-Equipment und sah dazu, dass das auch aus dem Lokal
verschwand. - Aber die Damen waren noch da, wie ich fertig damit war. Es
stellte sich heraus, eine davon ist eh' irgendwie aus dem Bekanntenkreis von
Reini, der jetzt auch in deren Gesellschaft Stellung bezogen hatte. Die
Besucher bröckelten so nach und nach ab, Backseam-Mitglieder auch und
irgendwann bildeten nur noch eine der beiden Ladies, Reinhard und ich den
harten Kern.
Nun es gab im Lokal keine Stühle, die als Wink mit
dem Zaunpfahl auf die Tische gestellt wurden, aber die Aschenbecher waren alle
weggeräumt und die Gläser schon größtenteils gewaschen.
Daher beschlossen auch wir, dass es nun nicht mehr uncool aussieht, wenn wir
auch nach Hause aufzubrechen. Um halb vier mit dem berühmten
After-Rock-Pfeifen in den Ohren in meinem Bett, dachte ich mir, diese Nacht
hätt' ich auch noch weiterg'spielt. Wir hätten dann zwar von vorn
beginnen müssen.....aber es hätt' mir getaugt!
MEX, aber
spezial! Es war das erste Rockkonzert, das dank des Engagements von
Richard dort stattfand. Wie aus gewöhnlich gut informierten Kreisen
durchsickerte, ist da einiges an neuen Aktivitäten in Planung. Das kleine
aber feine Etablissement im Anschluß des KIrchenwirtes, mit dessen
ausgezeichneter Küche hätte durchaus Potential für ein
zukünftiges In-Lokal mit vielseitigem Eventkalender.
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26.01.2007 MEX Am Berg 2 3071 Böheimkirchen
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